Bedürfnisse, Wünsche und Konflikte. Was brauchen wir wirklich zum Leben und sind alle Teile notwendig für ein gelingendes Leben? Du bekommst einen Überblick, welche Bedürfnisse es gibt, was das mit Konflikten zu tun hat und was es bringt, darüber im Bilde zu sein. Hol dir hier das Workbook, dann kannst du direkt mit arbeiten.

Bedürfnisse und Konflikte sind Zwillinge

Jeder kennt es: Es fällt hier ein falsches Wort und dort ein komischer Blick. Und schon sind wir im Kopf dabei zu überlegen, was wir wohl verbrochen haben. Oder was dem anderen an uns nicht gefällt. Es gibt verschiedene Arten von Konflikten. Heiße Konflikte existieren offensichtlich, während kalte Konflikte eher unter der Sichtbarkeitsgrenze aktiv sind. Vermutlich kann jeder von uns ein Lied davon singen, wann wie wo Konflikte entstehen können.
Wir sind soziale Wesen und Konflikte sind meistens weniger schöne Erfahrungen.

Die Ursachen von Konflikten nach L.Mullins sind beispielsweise:

  • Individuelle Wahrnehmungsunterschiede

  • seltene oder begrenzte Ressourcen

  • Abhängigkeiten

  • Rollenkonflikte

Diese Konflikte können natürlich in verschiedenen Bereichen eine Rolle spielen. Vor allem in der Familie und auch im beruflichen Umfeld fallen uns aktuell schnell Beispiele ein. Es ist der Chef, der nicht so reagiert, wie du es dir vielleicht wünschst. Es ist deine Tochter, die den fünften bühnenreifen Wutanfall des Tages hat. Doch was können wir jetzt damit anfangen? Du kannst davon ausgehen, dass jeder Konflikt in einem nicht befriedigten Bedürfnis begründet ist.

Anerkennen und Erkennen von Bedürfnissen

Doch fangen wir mal vorn an. Bedürfnisse sind in erster Linie ein Mangelempfinden. Daher kommt es auch, dass sie so eng mit Wünschen im Zusammenhang stehen. Wenn wir Bedürfnisse im Duden nachschlagen finden wir:
Wunsch, Verlangen nach etwas, Gefühl, und der Hinweis auf materielle Bedürfnisse. Wenn wir hingegen bei Wunsch gucken, steht dort klar das Begehren von etwas oder Jemandens Verhalten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein Bedürfnis wohl doch etwas größeres oder tieferes ist, als ein Wunsch.

Ich verstehe es so: Wünsche sind die Blüten an einer Pflanze. Bedürfnisse hingegen sichern die Existenz. Also Wasser, Licht und Sauerstoff. Wir können uns selbst etwas wünschen, oder auch jemand anderem. Wir können realistische Wünsche und unrealistische Wünsche haben und auch Gutes oder Schlechtes wünschen.
Du merkst: hier ist die Spielwiese viel größer

Maslowsche Pyramide

Grundbedürfnisse nach Maslow

Die Gründbedürfnisse sind in einer Pyramide angeordnet. Die Basis stellen die körperlichen Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen. Darüber gibt es die Sicherheitsbedürfnisse. Also ein Zuhause, eine gewisse Ordnung im Leben und damit einhergehende Orientierung und Routine. Die Mitte stellt das Bedürfnis nach sozialen Beziehungen dar. Dazu gehören Freundschaft, Liebe und Zugehörigkeit. Darüber steht das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung. Die Spitze stellt das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung dar.

Bedürfnisse als Hierarachie

Wichtig dabei ist vor allem zu verstehen, dass es in der Theorie eine hierarchische Anordnung ist. Das bedeutet, dass von unten nach oben die Bedürfnisse erst erfüllt sein müssen, damit die nächste Stufe beginnen kann. Hier liegt der größte Streitpunkt in dieser Theorie. Denn es würde ja bedeuten, dass Wertschätzung und Anerkennung erst nach der sozialen Zugehörigkeit kommen würde. Das ist leider in der Praxis nicht so deutlich voneinander abzugrenzen. Auch die anderen Stufen sind nicht so klar. Allerdings lebt eine Theorie davon, komplexe Themen durch Vereinfachung verständlicher zu machen.

psychologische Grundbedürfnisse

In der Psychologie werden die Grundbedürfnisse etwas anders definiert. Die amerikanischen Psychologen Deci und Ryan unterscheiden drei Grundbedürfnisse für ein gelingendes Leben. Als erstes ist das Bedürfnis nach Kompetenz und Wirksamkeit zu nennen. Als zweites spielt Autonomie und Selbstbestimmung eine große Rolle. Und als letztes wird auch die soziale Zugehörigkeit als Grundbedürfnis genannt. Es ist anzunehmen, dass diese Bedürfnisse nie endgültig befriedigt sind und immer wieder zu Tage treten. Allerdings werden wir uns in einer Umgebung die diese Bedürfnisse berücksichtigt, sehr gut entwickeln.

Und was habe ich jetzt davon?

Bedürfnisse in der Familie

Du hast in Konflikten die Möglichkeit relativ schnell herauszufinden, was die tatsächlichen Beweggründe sind und damit die Chance das Übel an der Wurzel anzufassen. 

Das beste Beispiel, dafür sind tatsächlich die Auseinandersetzungen mit unseren Kindern. Natürlich ist es so, dass wir jeden Tag mit gefühlt 1000 Wünschen der Kleinen konfrontiert sehen. Das die Bedürfnisse nicht über das Erfüllen der Wünsche selbst befriedigt werden können hat jeder von uns schon erlebt. Vor allem wenn nach einem erfüllten Wunsch fünf weitere derselben Art und Güte auftauchen.

Wenn du dich um Bedürfnisse kümmerst und nicht um das Abarbeiten von Aufgaben, dann wird sehr viel mehr Ruhe einkehren. Du kannst aus Selbstsicherheit den Alltag gelassener angehen. Das Fundament ist stark und kann das darüber liegende Gebäude kaum erschüttern. Wo mein Platz, mein Raum ist und wer ist für mich da ist, spielt eine große Rolle für unser Sicherheitsempfinden. Welche Gefühle bewegen Papa und auch Mama? Damit können die Leitlinien gebildet weden, die die Kinder als Orientierung brauchen.

Sicherheit und Ruhe, damit sie sich einfach gut entwickeln können. Die Kinder spüren diese Schwingungen auch auf große Entfernung, denn sie haben so feinfühlige Antennen.

Das ist sicher.

Bedürfnisse in der Partnerschaft

Im Kontext Partnerschaft ist es extrem wichtig zu wissen, was deine und meine Bedürfnisse sind. Die Klarheit darüber macht die Kommunikation einfacher und verringert das Konfliktpotenzial. Die Chance, dass deine Bedürfnisse erfüllt werden ist viel höher, wenn Du klar kommunizieren kannst, was du eigentlich möchtest und was du tatsächlich brauchst.

Mit meinen Coachees fällt immer wieder auf, dass die Qualität der Beziehungen zunimmt. Du kannst an deinen Partner oder mit deinem Partner gemeinsam einfacher über eure Bedürfnisse und über eure Wünsche sprechen, wenn diese Zusammenhänge klar sind. Ich meine damit, das Wünsche nicht Bedürfnisse sind und hinter Konflikten zu einem großen Teil unerfüllte Bedürfnisse stecken.

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Bedürfnisse im Job

Du kannst abschätzen, inwiefern dieser neue Job für dich tatsächlich eine Lösung darstellt. Das bedeutet das der Faktor Geld sicherlich eine Rolle spielt, allerdings über deine mittelfristige Motivation keine Aussage treffen kann. Die Bedürfnisse dahinter sind in der Regel andere.

Wir reden von Anerkennung, Macht, Liebe und wir reden von sozialer Zugehörigkeit. Das sind die Themen, die tatsächlich bewegen und Geld ist am Ende ein Tauschmittel. Ein Tauschmittel für Zeit und Energie. Fülle und damit auch Zufriedenheit und Gelassenheit entstehen, wenn tatsächlich deine inneren Bedürfnisse Beachtung finden und entsprechend genährt werden.

Wenn du bei deinem Job darauf geachtet hast, dass deine Bedürfnisse ebenfalls befriedigt werden, steigen die Chancen, dass du dort sehr zufrieden und effektiv deine Erfolge feiern wirst. Deine Zugehörigkeitsgefühl im Job ist dann sehr hoch. Wie gut man zusammen passt, findet Ausdruck in den eigenen Werten, die auf unseren Grundbedürfnissen basieren.

Deine Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf dem Papier ist nicht viel wert, wenn das Versprochene nicht mit entsprechend Maxim und Leitsätzen untermauert ist und Umsetzung findet.
Die Psychologen sind sich darüber einig, dass Bedürfnisse nie vollends erfüllt sind. Das bedeutet, dass der Zustand, der uns als Glücklichkeit verkauft wird, nicht erreichbar beziehungsweise nicht von langer Dauer ist.

Bedürfnisse sind deine Großfamilie

Ich stelle mir immer ein großes italienisches Familienessen vor, wo alle an einer großen Tafel sitzen und jeder meiner inneren Seiten einen Platz hat. Alle sprechen den ganzen Tag durcheinander. Je nachdem um was es geht und in welchem Zustand ist ich mich befinde, ist die eine Stimme lauter als die andere. Ich sitze am Kopf dieser Tafel und kann das moderieren und erkennen. Die meisten Bedürfnisse, also Familienmitglieder, werden schon etwas leiser, wenn wir sie als solches erkennen und anerkennen.

Unsere Kinder bringen auch hier ein gutes Beispiel: Ist es dir schon mal gelungen, wirklich Hilfe zu leisten, während eines akuten Wutanfalls? Ich spüre dann sehr deutlich wieviel Gewicht in Anerkennung der Bedürfnisse liegt. Die Frage die sich natürlich aufdrängt: Warum können wir das mit unseren Kindern besser als mit uns selbst?

Mama ist Führungskraft

Du kannst als Führungskraft deiner selbst einfach besser agieren, wenn du selber Transparenz über deine eigenen Bedürfnisse hast. Du kannst Prozesse transparenter machen und besser kommunizieren, vor allem wenn andere beteiligt sind.

Ist das Ziel und die Sinnhaftigkeit verständlich kommuniziert, ziehen wir alle an einem Strang. Transparenz im Sinne von Übersicht der Bedürfnisse natürlich unabdingbar.
Im Grunde gilt, wenn Menschen miteinander in Beziehung stehen, ist Zusammenarbeit eine Frage von Bedürfnissen, Werten und den dazugehörigen Leitsätzen.
Es ist eine Art inneren Arbeit, damit wir uns unserer Selbst sicherer sind.

Du weißt, wer du bist und was dir wirklich im Kern wichtig ist. Das lässt dein Rückgrat um einiges wachsen und sicherer agieren. Du weißt welche Aspekte für dich maßgeblicher Bedeutung sind. Und das lässt besser auslesen, welche welche Verlockungen für dich wirklich von Interesse sind und welche eben nicht.

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