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Der Mensch lernt im Laufe seines Lebens 5 verschiedene Berufe. Nun ja, es muss ja auch die geben, die die Statistik nach oben treiben. Die Frage, ob es sich dabei um Umwege oder Irrwege handelt, bleibt doch oft unbeantwortet.

Am Anfang war die Berufsausbildung zur Industriekauffrau. Schon beim ersten Schritt ins Berufsleben war meinen Mitmenschen nicht klar, was mich antreibt. Ich könnte schließlich auch studieren gehen. Ich wollte unbedingt wirtschaftlich selbstständig sein. Zuhause gewohnt habe ich schon lange nicht mehr. Also ein paar Bewerbungen schreiben und dann wird das schon. Selbst als potenzielle Auszubildende konnte ich nicht umhin, in einem Gespräch direkt zu sagen, dass ich mir das hier irgendwie nicht vorstellen kann. Dem Gesicht nach zu urteilen, hat er in seinem Beruf so etwas noch nie erlebt.

Klare Vorstellungen sind genetisch?

Wie soll ich es am besten sagen: Ich habe mich in meiner Ausbildung so sehr gelangweilt. Nach einem Jahr habe ich ein nebenberufliches Studium begonnen. Das wäre allerdings nur die Hälfte der Wahrheit.

Die Wettbewerbssituation nach der Ausbildung war mir völlig bewusst. Im Jahr 2007 gab es über 200 Absolventen in diesem Beruf, nur in Berlin. Verschärft wurde die Situation durch die artverwandten Berufe wie beispielsweise der Groß- und Außenhandelskaufmann. Demnach musste ich mich wirklich anstrengen meinen ersten festen Job zu ergattern. Ich bin dieses Gefühl über 10 Jahre nicht losgeworden. Wurde nicht der gesamte Jahrgang mit der Tonlage des „Sei froh, dass du was hast!“ in den Arbeitsmarkt entlassen?! Je nach Erfahrungsschatz kommt mir dieser Satz heute noch entgegen. Dabei hat sich die Arbeitswelt so sehr gewandelt.

Wir werden wohl Mühe haben unseren Kindern in 20 Jahren ein guter Ratgeber zu sein.

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Wie sollte meine Reise nun weiter gehen? Mit dem Abschluss vom Fernstudium für Marketing in der Tasche, ging es für mich wieder ans Bewerben. Mir wurde immer ein Gefühl für Menschen und deren Motivationen nachgesagt. Das wollte ich auf jeden Fall probieren. Ich fand doch tatsächlich in der Nähe von Osnabrück eine kleine Firma, die kein Studienabschluss zur Grundbedingung gemacht hatte. So wurde ich Trainee im Außendienst.  Rückblickend ein absoluter Glücksgriff.  Vielen Dank Achim N. für diese tolle Möglichkeit einen neuen Beruf zu lernen.

# Guck über den Tellerrand!

Eine Stelle in der Haustechnik und das fast 600 km entfernt. Jeden Tag Fremde aufsuchen und sie von deinem Produkt überzeugen. „Klinken putzen“ sagt man bei uns. Du kannst es dir sicher denken. Die Begeisterung meiner Mitmenschen hielt sich in Grenzen. Damals konnte keiner ahnen, dass dieser Beruf meine erste Leidenschaft werden sollte. Ich habe gelernt, dass man manche Dinge einfach tun muss. Den eigenen Respekt vor neuen Situationen in Schach zu halten, hat mich die ersten Jahre viel Kraft gekostet. Auf der anderen Seite sind so viele Türen aufgegangen und ich konnte mich selbst entfalten. Es waren sehr arbeitsame und intensive Jahre. Ich habe gelernt auf was es ankommt.

# Trau dich etwas auszuprobieren!

Mit diesem Selbstverständnis konnte ich mein kaufmännisches Wissen breiter aufstellen. Verkauf bei einer Wirtschaftsauskunftei unterscheidet sich nicht allzu sehr von Haustechnikprodukten. Die Themen bei den Kunden waren natürlich andere und auch die Kunden waren andere. Meine Erfahrung konnte ich super einbringen und hatte damit auch Erfolg. Es machte sich das Gefühl breit, dass ich da doch wirklich was kann.  Auch in diesem Beruf lies die Langeweile nicht lange auf sich warten. Das Produktportfolio änderte sich ja nicht so schnell, dass es täglich was zu lernen gab. Also meldete ich mich zum Bachelorstudium für Wirtschaftspsychologie an. Spätestens jetzt hatten es auch die letzten Familienmitglieder aufgegeben mir zu folgen. Drei Jahre studieren, neben dem Vollzeitjob. „Irgendetwas stimmt mit ihr nicht.“ Für mich war es das nächste Level.

# Sei du selbst

Ich habe mich in meinem gesamten vorherigen Leben nicht so intensiv mit mir selbst, meinen Fähigkeiten, meinen Treibern und meinen Ängsten auseinandergesetzt. Es war eine super intensive, aber auch aufschlussreiche Zeit. Vor allem Personalthemen und Organisationsentwicklung im Beruf hatten es mir angetan.  Dazu bekam ich die Möglichkeit eine Teamleitung zu übernehmen. Das war eine große Herausforderung. Zum einen ging ich jeden Tag ins Büro. Ich musste zu einer festen Zeit dort sein, Pause und auch Feierabend machen. Das empfand ich sehr einschränkend, auch ohne Kinder. Das Einstellungsprozedere war ein fester Bestandteil meines beruflichen Alltags. Was ich allerdings nicht bedacht hatte: Die Kehrseite gehört auch dazu. Leistungsgespräche führen, Abmahnungen schreiben, Mitarbeiter entlassen. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht. Ich konnte nicht gut damit umgehen und es verhagelte mir den Spaß an diesem Beruf. Da war sie also, meine erste richtig ernste Grenze.

# Geh deinen Weg – Triff deine Entscheidungen!

Ich habe das Unternehmen relativ schnell verlassen und dann
erstmal eine Weile am Telefon gearbeitet. Es war mir ein Bedürfnis mich zurück
zu ziehen und erstmal wieder für mich mein Ding zu machen.

Was ich daraus gelernt habe?

  • Wenn mein Bauch nicht mitspielt, kann ich das nicht lange machen.
  • Ich arbeite gern mit Menschen, nicht gegen sie.
  • Entwicklungen zu fördern und zu beobachten macht mich glücklich.

Also auf zu neuen Ufern. Doch was konnte ich tun? Ich wollte mir mal die Champions League angucken. Diese Bewerbungsrunde unterschied sich um einiges von meinen Erfahrungen bis dahin. Ich musste ungefähr ein Dutzend Fragen im Onlinetool beantworten und meine kompletten Unterlagen hochladen. Es folgte ein Telefoninterview, ein Assessmentcenter und zwei Vorstellungsrunden. Insgesamt habe ich bis zur Einstellung 15 verschiedenen Menschen die Hand geschüttelt.

Dazu kam noch eine spannende Erfahrung.  Zum ersten Mal sollte ich kurz erläutern, wie es zu dieser wohl beachtlichen Anzahl Arbeitgeber gekommen ist. Nun ja, Erfahrung macht klug. Ich ergatterte diesen Job.

Das Ticket für das nächste Level

Erstmals hatte ich nach den ersten zwei Jahren keine Langeweile. Als Mentor konnte ich meine persönlichen Stärken auch hinter den Kulissen ausleben. Die ersten Workshops sind auch an den Start gegangen. Rundum happy gab ich jeden Tag mein Bestes.

 Dann kam alles anders. Kinder stellen dein komplettes Leben auf den Kopf. Ich habe das schon oft gehört und auch bei Freunden beobachtet. Trotzdem habe ich gedacht, dass wird mir nicht passieren. Schön naiv.

Plötzlich beschäftige ich mich mit Nachhaltigkeit und Werten. Was will ich meinen Kindern mitgeben? Wie will ich den Planeten hinterlassen? Was wünsche ich mir für unsere Familie? Wie wollen wir die nächsten Jahre zusammen verbringen? Wird jeder sich mit seinen Stärken entfalten können? Was ist mein Beitrag dazu?  Was davon kann ich in die Hand nehmen? Oder sollte ich es einfach laufen lassen und abwarten?

In 10 Jahren werde ich über diese Stelle bestimmt lächeln. Abwarten gehört nicht zu meinen Stärken.

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