Es geht ganz oft ums verkaufen. Egal ob im Vorstelllungsgespräch oder in deinem eigenen Business.
Das Wort „Verkaufen“ ist in Deutschland jedoch super negativ behaftet.
Es steht in Verbindung mit permanenter Manipulation und bedeutet oft, dass man die Leute zu irgendetwas überredet.
Ersetze doch mal das Wort „Verkaufen“ mit „Probleme lösen“. klingt schon gar nicht mehr so schlimm, oder?

Was bedeutet das, dich selbst verkaufen? Zum einen solltest du dir deiner wirklichen Qualifikationen im Klaren sein und zum anderen musst du wissen, was dein Gegenüber eigentlich braucht. Wichtig ist dabei, deine eigenen Bedürfnisse zu kennen: Welche Probleme löst dein Gegenüber für dich? Und auch deine eigenen Fähigkeiten zu kennen:
Welche Probleme löst du für dein Gegenüber?

Wenn das im Gespräch ordentlich gegenübergestellt wird, lässt sich schon genauer herauslesen, wie gut oder schlecht ihr zusammenpasst und dann ist dem sich selbst verkaufen Genüge getan.

Zeige deine Facetten

Bleibe im Gespräch dir selbst treu und verstelle dich so wenig wie möglich!
Es geht darum langfristig eine gute Lösung zu finden, die dich auch langfristig glücklich macht oder dir einen zufriedeneren Alltag beschert.

Nichtsdestotrotz haben wir natürlich alle gewisse Rollen und auch genug Rollenbilder, die wir erfüllen müssen oder wollen. Das hängt von unserem kulturellen Hintergrund ab, dem Familien Background, sowie unserer fachlichen Qualifikation und der damit gemachten Erfahrungen. Rollenbilder zu erfüllen ist vollkommen ok. Du bist Frau, Mutter, Tochter, Freundin, Kollegin.
Deine verschiedenen Facetten und Interessen lebst du ja auch mit verschiedenen Freunden aus. Mit dem einen gehst du vielleicht lieber auf Konzerte und mit dem anderen sitzt du am liebsten auf dem Sofa bei Wein und langen Gesprächen.
Oftmals empfinde ich den inflationären Gebrauch von „Sei du selbst!“ daher schwierig, weil er einen doch irgendwie unter Druck setzt.

 

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Sei du selbst macht vor allem Druck

Nun kommst du zum Bewerbungsgespräch und willst genau diese Stelle.
Natürlich versuchst du dich im besten, positivsten Licht zu zeigen und zu etablieren.
Damit zeigst du nicht alles von dir, du zeigst eine Facette.
Stell dir die Frage, wie viel Raum diese Facette von deiner Persönlichkeit wirklich einnimmt, also wie viel Deckungsgleichheit eventuell dahin geht. Oder ist diese Facette vielleicht genau das, was dein Gegenüber eigentlich sucht? Dann solltest du dich fragen, ob diese Facette eine von dir ist, die du gerne magst oder nicht. Wenn du sie gerne magst, dann ist alles ok. Ich denke, es gibt keine Situation, in der man gänzlich nur man selbst ist.
Das funktioniert nicht. Es ist jedoch für dich selbst wichtig zu wissen, wer du bist:

Was sind deine Bedürfnisse und was sind deine Grundbedürfnisse, die unbedingt abgedeckt sein müssen? Ich empfehle dir hierfür eine Liste vor dem Gespräch zu machen, mit sogenannten Musthaves und nice-to-haves. Anhand dieser Liste kannst du Arbeitgeber mit deinen eigenen Ansprüchen abgleichen und schauen, ob das langfristig guter Nährboden für dich ist oder eben auch nicht.

Schaffe dir Klarheit über deine Werte

Auch Arbeitgeber wissen, dass Mitarbeiter, die sich richtig wohl fühlen, in der Lage sind langfristig 90 oder sogar 110 Prozent zu liefern. Viele Vorstellungsgespräche finden mittlerweile unter der Flagge statt, festzustellen, ob du von deiner Persönlichkeit und von deinen inneren Werten gut ins Unternehmen passt und betrachten die fachliche Qualifikation an zweiter Stelle. Es geht darum, herauszufinden, ob du charakterlich wirklich gut ins Team und ins Unternehmen passt. Unter diesem Aspekt ist das „Verkaufen“ auch gar nicht mehr schlimm, sondern eher ein Kennenlernen und darüber austauschen, ob man gut zusammenarbeiten kann.

Du brauchst also Sicherheit über deine Werte, deine eigenen Fähigkeiten, deine Bedürfnisse und auch das „du selbst sein“. Wirf alles mit rein: Was sind deine Ideen? Wie stehst du zum Beispiel zum Thema Nachhaltigkeit? Welche Ernährungsform? Ist dir Kinderfreundlichkeit im Job wichtig? Dann gehst du mit einem ganz anderen Bauchgefühl in dieses Gespräch, als würdest du permanent an dir zweifeln und von dem anderen erwarten, dass er dir diese Zweifel nimmt. Das kann nicht funktionieren. Woher soll der Andere wissen, wo deine Zweifel genau liegen? Wenn du darüber Klarheit hast, kannst du dir überlegen, wer denn der richtige Arbeitgeber oder Kunde für dich sein könnte.

Verkaufe alle deine Facetten

Ich bin früher selbst dazu übergegangen, ziellos Bewerbungen zu schreiben, wenn ich die genannten Schritte für mich zuvor nicht gemacht hatte.
Teilweise habe ich 20 Stück am Tag rausgehauen um zu gucken, wer darauf reagiert.
Das war nicht sonderlich schlau, da es mich unheimlich viel Kraft und Zeit gekostet hat. Ich musste mich dann auf jedes Gespräch vorbereiten und genau für mich Auschecken, ob der Job was ist oder nicht. Oft bin ich zum Gespräch gefahren und wusste schon vorher, dass das eigentlich nicht meine Wunsch Firma ist oder es nicht zusammengepasste.
Natürlich müssen wir alle unsre Miete bezahlen, ich lege dir dennoch an Herz, den wirtschaftlichen Druck erstmal außen vor zu lassen und nach der genannten Strategie vorzugehen.

Dein wirkliches Werteverständnis ist superwichtig raus zu arbeiten und wenn das passt, dann diskutiert und bespricht man sich mit dem Kunden/Arbeitgeber einfach auf einer ganz anderen Ebene. Sei du selbst! Das ist genug und absolut richtig. Das kann richtig gut werden! sei mutig und trau dich, dich selbst zu hinterfragen, mit dir selbst ins Gespräch zu gehen, all diese Dinge ins Licht zu rücken. Vielleicht besprichst du dich auch mit deinem Mann oder deiner Familie und holst deren Sicht hinzu.

Weil du es wert bist!

Deine Katrin